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Die Revolution entlässt ihre Kinder - im TP 1 Token

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Einstelldatum: 26.02.2024
Autor: Wolfgang Leonhard
Medium: Hardcover
Verlag: Bertelsmann lesering
Seitenzahl: 575
Gewicht(g): 575
Sprache(n): Deutsch
Angeboten für 2 Token
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2 - Gut
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Wenn nicht im TP, gerne auch noch weitere Bücher tokenlos dazu anfragen, sollten zusammen aber in eine BüWa passen - Da ich im Moment nicht dazu komme für alles Fotos bzw. Scans zu machen, bei Interesse bitte anfragen, dann mache ich direkt welche. - Schutzumschlag beschädigt, Eintrag auf dem Innentitel, Buch selbst sehr gut erhalten (LaBiografie 4)

Beschreibung

Aus dem Vorwort:
Am 15. März 1949 hätte ich in der SED-Parteihochschule eine Vorlesung halten müssen. Im großen Lektionssaal saßen die Kursanten mit Notizblöcken vor sich und warteten auf den Dozenten. Sie warteten vergebens.

»Wo ist Genosse Leonhard?«

Man suchte mich in meiner Wohnung in der Parteihochschule. Ich war nicht dort. Die Vorlesung wurde abgesagt. Schon tauchte bei einigen der Verdacht auf, der flüsternd geäußert wurde: »Vielleicht ist Wolfgang abgehauen?«

Die Sekretärin der Parteihochschule wurde beauftragt, in meiner Berliner Wohnung nachzusehen. Auch das blieb erfolglos.

Bald war kein Zweifel mehr möglich: »Wolfgang Leonhard ist geflohen.«

Die Nachricht von meiner Flucht sprach sich sofort herum. Auf der Parteihochschule herrschte große Erregung. Bis zu diesem Zeitpunkt waren nur wenige höhere SED-Funktionäre aus der Sowjetzone geflohen. Sie hatten meist früher der Sozialdemokratie angehört. Jetzt aber war ein verantwortlicher SED-Funktionär geflohen, der aus der KPD - und noch dazu aus Moskau - gekommen war.

Noch etwas anderes kam hinzu: Bisher waren alle SED-Funktionäre nach dem Westen geflohen, und die Westberliner Presse hatte jedesmal ausführlich darüber berichtet. Nach meiner Flucht brachten aber auch die westlichen Zeitungen nichts über diesen Fall. In Westberlin wußte man genausowenig wie in Ostberlin.

Wo ist Leonhard geblieben?

»Sollte er vielleicht gar in Jugoslawien sein?«

Nur heimlich wurde diese Vermutung ausgesprochen.

Eine Woche nach der anderen verging. Von dem Dozenten Leonhard war nichts zu hören. Das Rätselraten dauerte an.

Während dieser allgemeinen Aufregung saß ich in Belgrad und schrieb eine Rundfunkerklärung und eine Broschüre über die politischen Gründe meiner Flucht aus der Sowjetzone.

Am 12. März hatte ich Ostberlin verlassen, am 25. März war ich nach einer aufregenden Flucht in Belgrad eingetroffen. Vier Wochen nach meiner Ankunft verlas ich im Studio des Belgrader Rundfunks meine Erklärung gegen die Kominform-Resolution und für die jugoslawischen Kommunisten, die sich im Sommer 1948 von Moskau losgesagt hatten, um ihren eigenen, unabhängigen Weg zum Sozialismus zu gehen.

Nach meiner Stellungnahme, die am 22. April abends in zwölf Sprachen über den Belgrader Rundfunk verbreitet und am nächsten Tag in allen jugoslawischen Zeitungen veröffentlicht wurde, konnte die SED-Führung nicht mehr schweigen.
Vier Tage später, am 26. April 1949, wurde im Zentralorgan der SED Neues Deutschland mein Ausschluß aus der Partei bekanntgegeben.

Unmittelbar darauf begann eine fieberhafte Tätigkeit in der Parteihochschule. Eine Versammlung löste die andere ab. Alle Kursanten wurden in Einzelgesprächen noch einmal auf Herz und Nieren geprüft. Aber auch das wurde als nicht genügend erachtet. Kurze Zeit später erging die Direktive: Die von Leonhard geführte Klasse der Parteihochschule wird aufgelöst, und alle Kursanten werden auf die anderen Fakultäten verteilt.

Stichworte
Biografie, Geschichte, 2. Weltkrieg, Kommunismus, Sowjetunion, Stalinismus
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